Der ferngesteuerte Wurm – Optogenetische Methoden revolutionieren die Neurowissenschaften
Prof. Dr. Alexander Gottschalk, Fachbereich Biochemie am 6. Mai 2013
In den letzten Jahren ereignet sich eine Revolution in der Neurowissenschaft: Forschern gelingt es die Funktion von Nervenzellen nicht-invasiv „von außen“ zu beeinflussen, und diese durch Licht zu aktivieren oder zu inhibieren. Dadurch können Erkenntnisse über die Aufgabe dieser Nervenzellen gewonnen werden, z.B. in der Erzeugung von Verhalten. Möglich wird dies durch lichtempfindliche Proteine aus Mikroben, die durch genetische Methoden in die Nervenzellen von Versuchstieren eingebracht werden. Leitet man dann im lebenden Tier Licht auf die Neuronen, z.B. durch dünne Lichtfasern, die in das Gehirn eingeführt werden, so lassen sich akut Zellfunktion und sogar ganze Verhaltensweisen beeinflussen. Die sogenannte Optogenetik hat insbesondere für die Grundlagenforschung enorme Bedeutung und breite Anwendung gefunden, und hilft zu einem neuen Verständnis der Funktion neuronaler Netzwerke, in einfachen Modellorganismen wie dem Fadenwurm, aber auch in Säugetieren wie der Maus. Des Weiteren besteht die Hoffnung, durch die licht-aktivierten Proteine und die Optogenetik neue Therapieansätze z.B. für progressive Erblindung zu ermöglichen, oder auch psychopathologische Zustände akut zu lindern. In dem Vortrag wurde ein Überblick über die Optogenetik und deren Anwendung in der Grundlagenforschung gegeben, sowie eine Diskussion über die Chancen für neue Therapien angeregt.